Bei der Baltic Outrigger Challenge 2014 wagen Spitzenkanuten
erstmals die 100 Kilometer lange Überfahrt von Bornholm nach
Rügen mit Auslegerbooten (Outriggern). Der Weltrekordversuch
startet am Sonnabend, dem 6. September 2014, um 6.00 Uhr von
Rønne (Dänemark) nach Sellin (Rügen). Der Wahnsinnsritt über
die Ostsee soll gleichzeitig einen Eintrag in das Guinness-Buch
der Rekorde bringen.
„Wir lieben sportliche Herausforderungen, spektakuläre Ziele
spornen uns an. In der Vergangenheit hat es noch niemand
geschafft, mit muskelkraftbetriebenen Booten von der dänischen
Insel Bornholm nach Rügen zu paddeln“, sagte der
Projektkoordinator, der dreifache Olympiasieger und achtfache
Weltmeister Andreas Dittmer (42). „Wir tragen den
Wunsch seit mehr als drei Jahren in uns und wollen in zwei
Outrigger-Booten die Ostsee überqueren. Dieses Abenteuer soll
nun gelingen.“ Auf Hawaii genießen die populären
Outrigger-Rennen absoluten Kultstatus, ähnlich wie in
Deutschland der Fußball.
Der außergewöhnliche Weltrekordversuch ist eine gemeinsame
Initiative des 2004 gegründeten 1. Outrigger Canoe Clubs mit
dem Neubrandenburger Steffen Polchow (46) an der Spitze und der
Tourismuszentrale Rügen (TZR). Verwirklicht wird das
ambitionierte Vorhaben mit ehemaligen und aktuellen
Weltklasseathleten der Kanu-Szene. „Darunter befinden sich
zahlreiche Olympiasieger, ehemalige Weltmeister und nationale
Meister des Kanurennsports. Die meisten leben in
Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg. Auch die achtfache
Olympiasiegerin Birgit Fischer und erfolgreichste
Sportlerin Deutschlands ist mit an Bord“, freut sich Steffen
Polchow, selbst mehrfacher Weltmeister im Drachenboot. Zum
20-köpfigen Team gehören unter anderem neben Birgit Fischer,
Andreas Dittmer und Steffen Polchow auch Martin Hollstein, Paul
Mittelstedt, Torsten Krentz, Frank Fischer, Mike Rolle und Max
Hoff.
Mit zwei Booten gegen die Naturgewalten
Die Überquerung der Ostsee von Rønne nach Sellin über eine
Entfernung von 100 km wird ca. zehn Stunden dauern, wenn die
beiden Boote den Kurs halten. „Beim Training auf
Binnengewässern erreichen wir Spitzengeschwindigkeiten von 15
Kilometern pro Stunde“, so Polchow. „Auf der Ostsee sind die
Bedingungen weitaus schwieriger. Das wird eine menschliche
Grenzerfahrung gegen die Wind- und Wellenkraft der Ostsee.
Dennoch gehen wir von einer Durchschnittsgeschwindigkeit von
etwa zehn Kilometern pro Stunde aus.“ Die beiden Boote mit je
sechs Paddlern starten mit dem Sonnenaufgang in Rønne. Für
jedes Team stehen vier Auswechsler in den Beibooten zur
Verfügung. Bis zu 30 Mal wird während der Fahrt bei vollem
Tempo gewechselt. „Seit Wochen trainieren wir das Wechseln, das
sehr viel Geschick erfordert, da die Boote schnell und durch
die Nässe glitschig sind. Je zwei Paddler lassen sich ins
Wasser fallen und zwei Ersatzkräfte aus den Beibooten hangeln
sich direkt aus der Ostsee auf den Outrigger.“
Unterstützt wird das Abenteuer Baltic Outrigger Challenge 2014
von der Tourismuszentrale Rügen und der Gemeinde Sellin, die
unter anderem für die Sportler Unterkünfte stellen und eine
große Willkommensparty für die Sportler am 6. September in
Sellin auf Rügen organisieren. Die spektakuläre Überfahrt soll
an der Selliner Seebrücke live übertragen werden.
Auch die Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel drückt die Daumen.
Projektkoordinator Andreas Dittmer hatte der
Regierungschefin am 22. Mai 2014 in der Landesvertretung von
Mecklenburg- Vorpommern beim Sommerfest der Tourismuszentrale
Rügen die Idee von der Ostseeüberfahrt vorgestellt (s. Video
Trainingsauftakt). „Wir freuen uns auf ein einzigartiges
sportliches Highlight, das gleichzeitig auch beste Werbung für
die Insel Rügen, Mecklenburg-Vorpommern und den Kanusport sein
wird“, so Steffen Polchow.
Sollte die Premiere in diesem Jahr gelingen, stehen bereits
viele Sportfreunde im Ausland bereit. Schon im nächsten Jahr
sollen dann ca. 20 Boote mit internationaler Besetzung starten
und neue Weltbestzeiten in Angriff nehmen.
Hintergrund
Seit gut 5.000 Jahren gibt es Outrigger-Boote in
verschiedensten Varianten. Sie bestehen aus dem schmalen
Bootsrumpf, zwei Befestigungsbügeln, die den Bootsrumpf mit dem
Ausleger (Ama) verbinden. Die Boote sind durch den Ausleger
sehr kippsicher und erlauben den Bootsrumpf sehr schmal zu
gestalten. Das macht die Boote außerordentlich schnell - ein
Vorteil beim Überwinden großer Distanzen.
Der Ursprung der Boote liegt im Südchinesischem Meer, sie
wurden vor allem von Fischern verwendet. Von hier aus wurden
beispielsweise Australien, Neukaledonien oder die
Marshallinseln erreicht. Vor über 2000 Jahren gelang es dann
den Polynesiern, die zahlreichen Inseln im Polynesischen
Dreieck zu erkunden und zu besiedeln, ein Gebiet, das sich über
mehrere tausend Kilometer von den Hawaii-Inseln bis hin nach
Neuseeland erstreckt. Sie navigierten mit Hilfe der Sterne und
erreichten ihre Ziele auch durch den Einsatz von
Segelanlagen.
Heute bestehen die Boote meist aus Glasfaserlaminaten, es gibt
aber auch noch traditionelle Holzboote. Diese werden aus dem
Holz des Koa-Baumes gefertigt, der nur auf Hawaii wächst.
Dementsprechend teuer und selten sind diese Boote. Outrigger
werden vor allem auf Hawaii, Tahiti, in Neuseeland und
Australien, aber auch seit einiger Zeit auf dem Europäischen
Kontinent gebaut, hier in Italien, in Tschechien und in
Frankreich. Es gibt Einer-, Zweier-, Vierer- und
Sechser-Outrigger.