Darüber hinaus gibt es über ein Dutzend erfolgreicher
Kanu-Rennsportler, die in der Havelstadt das Licht der Welt
erblickten, hier heranwuchsen und sich zu erfolgreichen
Sportlerpersönlichkeiten entwickelten. Eine von ihnen ist die
1952 geborene Weltmeisterin und olympische
Silbermedaillengewinnerin vergangener Jahre, Petra
Borzym. Damals trug sie noch ihren Mädchennamen Petra
Grabowsky. Den Anfang ihrer sportlichen Karriere beschreibt sie
wie folgt: „Als elfjähriges Mädchen stieg ich 1963 das erste
Mal bei der BSG Einheit Brandenburg ins wacklige Boot. Die
ersten Paddelschläge erlernte ich bei Georg Heese. Danach
trainierte mich der heute immer noch im Verein tätige Siegfried
Mewes. Als mehrfache Spartakiadesiegerin und erfolgreiche
Nachwuchssportlerin kam ich 1967 zur Kinder- und
Jugendsportschule in Brandenburg. Ein Jahr später wurde ich zum
SC Potsdam delegiert. Hier begann ich auch eine Lehre als
Maschinenbauzeichnerin, die ich 1970 erfolgreich abschloss. Die
Teilnahme an den Olympischen Spielen 1968 in Mexiko
verpasste ich als damals Sechszehnjährige nur
knapp.“
Ein Jahr später wechselte Petra Grabowsky zum ASK Vorwärts
Potsdam, dem Vorläufer des Kanu-Club Potsdam im OSC und
startete dort vorrangig im Zweierkajak mit ihrer langjährigen
Sportfreundin Petra Setzkorn. Sehr gern erinnert sie sich an
die ersten gemeinsamen Rennen.
„Unser erster gemeinsamer internationaler Start erfolgte bei
den Europameisterschaften 1969 in Moskau. Im
Altersbereich der Junioren belegte ich im K1 den zweiten Platz,
und zusammen mit Petra Setzkorn konnte ich im K2 den
Europameistertitel erkämpfen. Eine Woche darauf durften
wir beide im K2 an gleicher Stelle bei den
Europameisterschaften der Leistungsklasse starten und
erpaddelten uns hier eine Bronzemedaille. Bei den
Weltmeisterschaften 1970 in Kopenhagen startete ich wieder mit
Petra Setzkorn im K2. Wie im Vorjahr bei den
Europameisterschaften, gewannen wir auch hier eine
Bronzemedaille. Im K4 paddelten wir beide ebenfalls
zusammen und konnten uns über die Silbermedaille freuen.
An allen Erfolgen hatte mein damaliger Trainer Helmut Setzkorn
(Vater von Petra Setzkorn) entscheidenden Anteil.“
Das Jahr 1972 bescherte Petra Grabowsky zwei nachhaltige
Höhepunkte in ihrer persönlichen und sportlichen Entwicklung.
Das waren erstens die Teilnahme an den Olympischen Spielen in
München und zweitens die Hochzeit mit ihrem Mann Hans-Joachim
Borzym, der als Ruderer ebenfalls in München startete und im
Achter eine Bronzemedaille gewann. Das Rennen bei den
Olympischen Spielen bestritt Petra Grabowsky mit einer neuen
Partnerin im Zweierkajak, nämlich mit der Neubrandenburgerin
Ilse Kaschube. Über die erkämpfte olympische Silbermedaille
waren beide überglücklich. Beide gewannen in Tampere ein
Jahr später auch den lang ersehnten Weltmeistertitel im K2.
Petra Borzym erpaddelte sich unter ihrem neuen Namen
zudem eine WM-Silbermedaille im K1.
Die äußerst knapp verpasste Teilnahme an den Olympischen
Spielen 1976 in Montreal bedeutete für sie jedoch eine herbe
persönliche Enttäuschung und sie entschied sich, ihre
sportliche Karriere zu beenden. Da sie in der
Zwischenzeit ein Studium an der Pädagogischen Hochschule in
Potsdam (heutige Universität Potsdam) 1975 als Diplomlehrerin
für Sport erfolgreich beendet hatte, widmete sich Petra Borzym
nunmehr ihrer beruflichen Tätigkeit.
Seit einigen Jahren in dem von ihrem Mann betriebenen
Sportgeschäft „Sport Bo in Brandenburg“ tätig, hat sie
ihren Kanusport jedoch nie aus den Augen verloren. Obwohl für
viele Sportarten interessiert, meinte sie „.Sehr aufmerksam
verfolge ich natürlich alles, was mit meinem geliebten
Kanusport zusammenhängt, allen voran die
Weltmeisterschaften und Olympischen Spiele. Große Freude
bereiteten mir dabei immer wieder die Erfolge von Fanny Fischer
und Katrin Wagner-Augustin. Auf die Europameisterschaften in
meiner Heimatstadt freue ich mich deshalb ganz besonders. Zumal
dieses Ereignis aufgrund der Teilnahme der leistungsstärksten
Kanunationen für mich ohnehin fast einer Weltmeisterschaft
gleichzusetzen ist.“ Und, obwohl nach einem bewaffneten
Überfall auf das familiäre Sportgeschäft seit 1997 immer noch
gesundheitlich stark beeinträchtigt, steigt sie ab und an auch
noch selbst in ein Boot. Petra Borzym betont: „ Ich
erinnere mich sehr gern an meine aktive Zeit zurück. Die
vielen bei der Ausübung des Kanusports gewonnenen Eindrücke
haben mein Leben nach dem aktiven Sport sehr geprägt.
Alle positiven Charaktereigenschaften, die sich bei mir
herausgebildet haben, sind mir mein Leben lang nützlich
gewesen. Und sollte mich heute jemand fragen, ob ich
zurückblickend wieder den Kanusport als Betätigungsfeld wählen
würde, gäbe es von mir selbstverständlich ein ganz klares
Ja!“
Von Günter Welke