Statt wie bei einer Wildwasserbefahrung die Walze möglichst schnell zu durchfahren, lassen sich Freestyler von ihr festhalten. Warum die Walzen meiden, wo sich in ihr cartwheelen lässt? Warum Felsen umfahren, wo beim Rocksplat erst Freude aufkommt? Warum Wellen durchfahren, wenn man doch in ihren Tälern surfen kann? Durch neue Bootsformen sind im Kanu-Freestyle immer neue Figuren (engl.: moves) möglich, die immer spektakulärer werden. Wir präsentieren euch das notwendige Handwerkzeug.
Von Bastian Pöschl und Sebastian Fischer
Quelle: www.kanu-freestyle.info
1. Surf
Kanurodeo wird vor allem an Flüssen mit Walzen und stehenden Wellen ausgeübt. Daher ist der Surf einer der notwendigen Basics und Ausgangsposition für viele weitere Moves. Dieses geniale Gefühl des Gleitens. Das Wasser schießt brachial unter dir durch, aber du scheinst darüber zu schweben.
Schritt 1 - Das Aufspringen auf die Welle: Es gelten die goldenen Regeln der Seilfähre! Der Winkel zwischen Bootslängsachse und Strömungslinie muss der Strömungsstärke angepasst sein, sonst treibst du ab. Am Anfang lieber weniger Angriffsfläche bieten und stärker paddeln.
Schritt 2 - Catch the surf: Wer es auf die Welle geschafft hat, stellt das Boot parallel zur Strömungslinie (Bootsspitze zeigt genau gegen die Strömungsrichtung) und hält seine Position auf der Welle mittels Vorwärtsschläge oder Steuerschlag. Achte auf die Körperhaltung. Lehnst du dich nach hinten surft dein Boot nach vorne. Die beste Haltung ist aufrecht. Versuche sie weitgehend zu halten.
Man unterteilt die Welle dabei in drei Bereiche:
- TOP (der Wellenberg)
- FACE (der Mittlere Teil)
- BOTTOM (das Wellental)
Häufige Fehler
-
Sofortiger Washout über den Wellenberg
Grund: zu weit von oben in die Welle getrieben. Der Schwung ist größer als die Hangabtriebskraft
Oder: Zu langsam in die Welle gepaddelt.
-
Das Boot zieht seitlich aus der Welle.
Grund: Zu viel Kante ins Wasser gegeben. Lass dein Boot platter auf dem Wasser liegen.
-
Einspitzeln im Wellental.
Grund: Dein Boot ist zu lang um gerade auf der Welle zu surfen oder du bist zu schwer für dein boot. Ist korrigierbar mit carven
Übung: Versuche die optimale Ausgangsposition für deine Seilfähre zu finden. Fahre absichtlich von weiter oben und weiter unten in die Welle. Vergleiche den Kraftaufwand.
|
|
|
Front Surf - das Boot steht parallel zur Strömungslinie (Bootsspitze zeigt genau gegen die Strömungsrichtung). |
Back Surf - Mit dem 180er Spin (halber Spin) dreht man das Boot so, dass die Bootsspitze in Strömungsrichtung zeigt. |
Side Surf - In einem Wellental (Hole-Riding) zu surfen erfordert viel Ruhe und einen guten Gleichgewichtssinn. |
Schritt 3 - Surf on: Hast du deine optimale Position auf der Welle gefunden so halte sie mit dem geringsten Kraftaufwand. Jede Bewegung verändert deine Körperhaltung und somit deine Bootsposition. Hier kommt dir ein im Kajakbereich eher seltener Schlag zur Hilfe: Der Steuerschlag wird weit hinten in Bootsnähe angesetzt. Er gleicht ein wenig dem Konterschlag, wird aber wirklich nahe am Heck ausgeführt (man versucht damit das boot nur zu steuern und nicht zu bremsen!). Das Paddel liegt dabei fast parallel neben dem Boot
Übung: Versuche deine Position auf der Welle ohne Vorwärtsschläge zu halten. Wende den Steuerschlag an. Achte darauf, das Paddel fast am Bootsende anzusetzen.
2. Carven
Carven ist ein Weg sein Boot dynamisch auf einer Welle zu bewegen und eine Möglichkeit Geschwindigkeit aufzubauen.
Zur Technik: Man gibt absichtlich Druck auf die bachab liegende Kante und lehnt sich leicht nach vorne. Das Boot schießt sofort in die vorgegebene Richtung. Vor der Schulter der Welle wird der Richtungswechsel eingeleitet. Wichtig dabei ist, dass der Oberkörper vorne bleibt und sich in die Innenkurve legt (Vergleichsweise einem Motorradfahrer in einer Serpentine). Der Moment der Wende bietet die Möglichkeit aus der Energie der Geschwindigkeit einen Move zu machen.
Übung 1: Versuche aus einem statischen Surf heraus dein Gewicht leicht auf eine Kante des Boots zu verlagern. Sobald sich das Boot bewegt nimm den Druck von der Kante und belaste sanft die andere Kante. Versuche so leicht nach links und rechts zu carven ohne dein Paddel zur Hilfe zu nehmen.
Übung 2: Belaste eine Kante stärker und halte den Druck, bis du eine scharfe Kehre einleiten möchtest. Wirf dafür deinen Körper leicht in die Innenkurve und setze einen starken Steuerschlag (er ist der Mittelpunkt deines Wendekreises). Versuche die Geschwindigkeit so weit es geht zu erhöhen.
Freestyle - Basics
Wenn es im Freestyle bei den Moves nicht klappt, liegen die Gründe oft bei fehlender Technik im Bereich der Basics. Hier werden die Grundlagen vermittelt:
Diesen Artikel sowie weitere Touren, Beiträge und Themen findest du im KANU-SPORT 9/2019: