Pure Erleichterung und Freude bei Elena Lilik. Nach einem holprigen Start in die Weltcup-Wettkämpfe im spanischen La Seu d’Urgell hat die 24-Jährige eindrucksvoll in der letzten Entscheidung, im Kajak-Cross, Gold geholt. Unmittelbar nach ihrem Sieg sagte die Ausgburgerin von den Kanu-Schwaben, „ich bin so aufgeregt. Ich hatte einen neuen Look, ich habe einen neuen Helm und ein neues Boot und ich denke, das war einfach der Glücksbringer.“ Gemeinsam mit Trainings- und Teamkollegin Ricarda Funk (KSV Bad Kreuznach) stand sie im Finale. Beide hatten nebeneinander die mittleren Startpositionen. Während Lilik gut vom Start wegkam, wurde Funk von beiden Seiten eingeschlossen, sodass sie erst spät ihr Paddel überhaupt einsetzten konnte. Die Folge war der vorerst vierte und damit letzte Platz kurz nach dem Start. Doch die 31-Jähre kämpfte sich mit Kraft und taktisch klug um eine Position nach vorn und gewann damit Bronze. Silber ging an die Britin Kimberley Woods.
Bei den Herren lief es diesmal nicht nach Wunsch. Das Finale fand ohne deutsche Beteiligung statt. Den Sieg sicherte sich der Schweizer Jan Rohrer vor dem Briten Joseph Clarke und dem Franzosen Anatole Delassus. Bester deutscher Cross-Fahrer war Noah Hegge (KS Ausgburg), der im Viertelfinale ausgeschieden ist. Stefan Hengst (KR Hamm) ist im ersten Kopf-an-Kopf-Rennen ausgeschieden. Vom Start an erwischte er keinen guten Lauf und war chancenlos. Hannes Aigner (Augsburger KV) schied bereits bei der Qualifikation für die Kopf-an-Kopfrennen aus. „An der Kondition lag es nicht. Er ist beide Aufwärtstore technisch miserabel gefahren“, erklärte Cheftrainer Klaus Pohlen. Sorgen bezüglich Form in Richtung WM schauend muss man sich also nicht machen.
Der Blick Richtung WM in London
Der Weltcup war der letzte Wettkampf vor den Weltmeisterschaften in London, Lee Valley vom 19. bis 24. September. Die deutschen Hoffnungsträger haben sich gut präsentiert, sie sind in Topform. Auch wenn es nur drei Podestplätze – neben dem heutigen Weltcup-Sieg und Bronze im Kajak-Cross holte Andrea Herzog Silber im Canadier – für Deutschland gab, kann das Team optimistisch dem Jahreshöhepunkt entgegensehen. Denn im Fokus der Vorbereitungen stand ganz deutlich London, wo völlig andere Bedingungen herrschen als in La Seu d’Urgell. Funk zeigte von Beginn an sehr gute, stabile Läufe. Elena Lilik fand nach ihren gesundheitlichen Problemen wieder zurück in den Wettkampfrhythmus, trotz ihrer höchsten Belastung im Team – sie startet in drei Disziplinen – zeigte sie, dass sie wieder fit ist. Canadierspezialistin Andrea Herzog meldete sich nach ihrer kleinen Formkrise zu Beginn der Saison aus der Sommerpause beeindruckend stark zurück. Für Hannes Aigner lief die Saison gesundheitlich alles andere als gut, bereits in der Vorbereitung hatte er mit Infekten zu kämpfen, weshalb er fast die Qualifikation in die Nationalmannschaft nicht geschafft hätte. Dann kam noch eine erlittene Bauchmuskelverletzung beim zweiten Weltcup in Prag im Juni dazu, weshalb der Augsburger weiterhin einen Trainingsrückstand hat. Dennoch ist er aktuell der beste deutsche Kajakfahrer, für in der ganzen Saison in der Weltspitze mit. Bei der WM dürften aus deutscher Sicht somit alle Hoffnungen auf ihm liegen. Er selbst sagte, „meine Verletzung ist mittlerweile wieder vollständig auskuriert, allerdings merke ich den Trainingsrückstand auf dem Wasser schon noch etwas. Die Spritzigkeit ist das, was noch nicht wieder ganz da ist. Die Rennen am Wochenende waren nicht ganz so wie ich es mir erhofft habe, aber immerhin geht es nach einer langen Pause wieder in die richtige Richtung. Ich hoffe, dass ich bis zur WM wieder voll in Form bin und dann auch ganz vorne mithalten kann.“
Die Leistungsträger im Canadier-Herrenbereich, Sideris Tasiadis (KS Augsburg) und Franz Anton (Leipziger KC) hatten auf den Start in Spanien zugunsten einer noch längeren Vorbereitung auf die WM verzichtet. Beide waren auch beim dritten Weltcup in Slowenien nicht angetreten. Beim Weltcup-Auftakt auf der Heimstrecke in Augsburg siegte Weltmeister Tasiadis. Beim zweiten Weltcup in Prag und auch bei den Europameisterschaften lief für ihn wenig zusammen, auch der WM-Dritte von 2022, Franz Anton, suchte noch ein bisschen nach seiner Form. Dennoch liegen natürlich alle deutschen Hoffnungen vor allem auf den beiden. Dass aber der dritte C1-Spezialist, Timo Trummer (KV Zeitz), auch ganz vorn mitfahren kann, zeigte er mit seinem fünften Rang bei den Europameisterschaften in diesem Jahr. Es war sein bestes Ergebnis seiner bisherigen Karriere.
In Summe kann das deutsche Team also optimistisch in Richtung WM schauen. Und für kleine Stellschrauben ist noch genügend Zeit. Jetzt heißt es vor allem, gesund bleiben.
Text: Uta Büttner